Zahnprobleme in der Schwangerschaft - was tun?

Zahnprobleme in der Schwangerschaft

Autor: Sandra Waizmann - Expertin Zahnzusatzversicherung

Sandra Waizmann | Versicherungsfachfrau IHK

Eine Schwangerschaft ist für alle werdenden Mütter eine besonders intensive Zeit, in der sie ihren Körper neu kennenlernen. Viele schöne Erfahrungen warten auf sie, aber auch einige neue Herausforderungen. Eine davon sind mögliche Probleme mit den Zähnen. Sie sind während dieser spannenden neun Monate besonders empfindlich und anfällig für Erkrankungen.

 

Wodurch entstehen Zahnprobleme während der Schwangerschaft?

Der Grund dafür, dass bei schwangeren Frauen häufig Probleme mit den Zähnen auftreten, ist die hormonelle Veränderung im Körper. Die erhöhte Östrogenausschüttung hat auch Auswirkungen auf die Mundflora. So wird z. B. das Zahnfleisch stärker durchblutet, wodurch das Zahnfleisch weicher und teilweise auch leicht geschwollen ist.

Auf diesem Untergrund ist es für Bakterien eine Leichtigkeit sich im Zahnfleisch anzusammeln und Zahnfleischentzündungen zu verursachen. Die so genannte Schwangerschaftsgingivitis entsteht. Das erste Zeichen hierfür ist meist Zahnfleischbluten. Deshalb sollte sich jede werdende Mutter dessen bewusst sein und beim ersten Zahnfleischbluten bzw. schon am besten zuvor sehr penibel auf ihre Zahnhygiene achten - also immer schön fleißig Zähne Putzen!

Aufgepasst

Sinnvoll ist z.B. eine weiche Zahnbürste zu benutzen, antibakterielle Mundspülungen einzusetzen, regelmäßig Zahnseide zu verwenden und auch in der Schwangerschaft die Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt wahrzunehmen. Dieser kann dann die Mundhygiene zusätzlich mit einer professionellen Zahnreinigung unterstüzten. Diese wird leider nicht von den gesetzlichen Krankenversicherungen erstattet und kostet meist zwischen 80€-100€.

Schwangere Frau
9 intensive Monate - auch für die Zähne

Wenn die professionelle Zahnreinigung regelmäßig in Anspruch genommen wird, empfiehlt es sich eine Zahnzusatzverischerung abzuschließen, die diese Leistungen mit abdeckt. Welche Zahnzusatzversicherung Prophylaxe hochwertig erstattet, finden sie unter unseren Entscheidungshilfen.

Viele Schwangere leiden in den ersten drei Monaten unter Schwangerschaftsübelkeit. Auch das häufige Übergeben hat negative Auswirkungen auf die Mundflora sowie die Speiseröhre. Gerade Magensäure ist äußerst aggressiv und macht dem Zahnschmelz zu schaffen. Angegriffener Zahnschmelz kann zu schmerzempfindlichen Zähnen führen und bildet eine gute Angriffsfläche für Karies. Daher sollte nach dem Erbrechen nicht sofort Zähne geputzt werden, da die Zahnbürste den angegriffenen Zahnschmelz noch weiter reizen würde. Auch auf Essen bzw. Getränke mit Säure sollte danach verzichtet werden. Es ist besser, erst den Mund mit Wasser zu spülen und mindestens eine halbe Stunde zu warten, bis man die Zähne putzt.

Ein selteneres Phänomen stellt die Schwangerschaftsepulis dar. Hierbei kommt es zu einer gutartigen Wucherung von Zahnfleisch. Diese Wucherung bildet sich in aller Regel nach der Schwangerschaft zurück. Nur selten ist es nötig, dass der Zahnarzt diese nach der Schwangerschaft chirurgisch entfernt.

Die Veränderungen sind oftmals auch spürbar. Wird zu wenig Calcium über die Nahrung aufgenommen, wird immer zuerst der Bedarf des Fötus gedeckt. Das Resultat ist, dass für die werdende Mutter nur noch wenig Calcium zur Verfügung steht. Dies kann zur Folge haben, dass die Zähne weicher werden. Oftmals können sie sogar zu wackeln beginnen und im schlimmsten Falle sogar abbrechen oder ausfallen.

Auch veränderte Gewohnheiten bei der Ernährung in der Schwangerschaft führen zu einem erhöhten Kariesrisiko.
Dies betrifft vor allem die Frauen die schon vor der Schwangerschaft Probleme mit Karies hatten.

Durch Heißhunger Attacken essen selbst sonst disziplinierte Frauen während einer Schwangerschaft gerne Süßes zwischendurch oder auch Abends. Dies bedeutet für den Zahnschmelz eine Art Dauerbelastung. Er wird ständig der Belastung des Zuckers ausgesetzt. Aber Vorsicht! Genau wie die Magensäure kann auch die Säure aus Lebensmitteln dem Zahnschmelz schaden. Z.B. in Äpfeln oder auch Obstsäften (z.B. Orangensaft) ist sehr viel Säure enthalten und kann den Zähnen zu schaffen machen. Von daher sollten Schwangere darauf achten, auch nicht ständig Süßes bzw. Saueres über den Tagesverlauf zu sich zu nehmen. Es ist nicht nötig darauf vollständig zu verzichten, sondern es geht hierbei vielmehr um die Einwirkungszeit. D.h. Lieber ein Glas Orangensaft zum Frühstück, oder ein Dessert zum Mittagessen, als den ganzen Tag verteilt ein wenig süßes (z.B. ganz schlimm ständig Bonbons lutschen)!

Der Fötus bleibt von all diesen Zahn-Krankheiten unberührt, allerdings kann der Fötus indirekt davon betroffen sein, denn wenn die Schwangere Schmerzen hat, werden vermehrt Stresshormone ausgeschüttet. Diese Anspannung bekommt auch das Ungeborene zu spüren. Selbst wenn man eigentlich „hart im Nehmen“ ist, sollten Zahnprobleme in der Schwangerschaft deshalb so bald wie möglich behandelt werden und ein Zahnarztbesuch wird unumgänglich. Um so früher man bei Beschwerden geht, um so weniger aufwendig ist dann auch die Behandlung und man kann schneller wieder seine Schwangerschaft in vollen Zügen genießen. Sollte mal doch mehr beim Zahnarzt zu machen sein, sollte man sich allerdings auch nicht allzu verrückt machen. Heutzutage gibt es eine ganze Reihe an Schmerzmittel (z.B. Paracetamol - ganze Schwangerschaft; Ibuprofen - 1.+2. Trimester 3. nicht mehr!!!!) und auch Narkosemittel die man nehmen darf, so dass im Notfall auf eine Behandlung i.d.R. nicht komplett verzichten muss. Aber wie immer im Leben ist es besser es gar nicht erst so weit kommen zu lassen!

Die richtige Zahnpflege in der Schwangerschaft

Frau bei Zahnarztbehandlung
Vorsorge beim Zahnarzt wahrnehmen!

Während einer Schwangerschaft dreht sich zwar alles um das Baby und seine Geburt, die Mutter sollte aber auch an sich und die eigene Gesundheit denken – und hierbei auch nicht ihre Zahnpflege nicht vergessen. Damit die Zähne gesund bleiben, muss besonders auf eine gründliche Zahnpflege mit Bürste und Zahnseide geachtet werden. Da die Zähne durch den Kalziummangel weicher sind, sollte auch eine entsprechend weiche Zahnbürste verwendet werden. Die Zähne sollten mindestens zweimal täglich mit einer besonders fluoridhaltigen Zahnpasta geputzt werden. Schwangere neigen zu einem Mangel an Fluorid, der sehr gut mit Fluoridgelees, die der Zahnarzt verschreibt, behoben werden können. Auch antibakterielle Mundspülungenkönnen helfen die Mundflora zu stabilisieren und zu schützen.

Allgemein ist es Schwangeren zu empfehlen, auf eine sehr gesunde Ernährung und eine sorgfältige Mundhygiene zu achten, und zwar sowohl vor als auch nach der Geburt. Das tut nicht nur ihnen selbst, sondern auch dem Kind gut. Viel Obst und Gemüse sorgen für eine gute Versorgung mit Vitaminen und Nährstoffen, wodurch die Knochen und die Gesundheit gestärkt werden. Vorsicht aber hier bei stark säurehaltigen Obstsorten (z.B. Ananas) diese besser direkt nach dem Essen bzw nicht mehrere Portionen über den Tag verteilt, da auch Säure aus Lebensmitteln den Zahnschmelz stark schädigen kann! Einfache Kohlehydrate, die viele Kalorien und Energie, aber kaum Nährstoffe liefern, und vor allem Zucker sollten möglichst vermieden werden. Sie sind nicht nur Dickmacher, sondern erhöhen auch das Risiko von Karies.  

Auch gibt es mittlerweile für Schwangere eine Reihe von Nahrungsergänzungsmitteln, die speziell auf den gesteigerten Vitaminverbrauch von Schwangeren abgestimmt sind, so dass heutzutage echte Mangelerscheinungen selten sind und wenn dann gut in den Griff bekommen werden. Wichtig ist hier aber, dass nicht wahllos irgendwelche Vitaminprodukte verwendet werden! Es sollten speziell Produkte für Schwangere sein oder ihr Frauenarzt sollte ihnen ein bestimmtes Vitamin verordnet haben! Denn auch ein zu viel an Vitaminen kann sowohl in als auch ausserhalb der Schwangerschaft schädlich sein! Manche Vitamine sind sogar für Schwangere verboten (z.B. Vitamin A)! Empfehlenswert sind beispielsweise die Vitaminpräparate von Femibion.

Warum der Zahnarzt über die Schwangerschaft informiert werden muss

Schwangere sollten ihrer Mundhygiene während und nach der Schwangerschaft erhöhte Aufmerksamkeit schenken und besonders gut putzen. Dazu gehört, dass sie während dieser Zeit mindestens zweimal zum Zahnarzt gehen und ihn über die Schwangerschaft informieren. Es gibt nämlich Behandlungen, die man als Schwangere nicht machen sollte. Dazu gehören z. B. Röntgenaufnahmen, die in den ersten drei Monaten wenn möglich zu vermeiden sind. Auch bei der Schmerzbehandlung mit Medikamenten ist höchste Vorsicht geboten:

Medikamente können dem Baby schaden, weshalb ausschließlich Schmerzmittel eingenommen werden dürfen, die aus medizinischer Sicht unbedenklich sind.

Das gilt übrigens nicht nur bei der Zahnbehandlung, sondern auch bei allen anderen Arten von Medikamenten. Deshalb immer den Frauenarzt fragen welche Medikamente sie in der Schwangerschaft einnehmen können!

Bei Karies darf nicht gezögert werden, da sich die Infektion sehr schnell ausbreiten kann. Während einer Schwangerschaft werden in Deutschland für gewöhnlich keine Amalgamfüllungen gemacht, getauscht oder entfernt. Sie enthalten Quecksilber und es ist noch nicht eindeutig erwiesen, dass die Quecksilberbelastung keine Auswirkungen auf die Entwicklung des Babys hat. Deshalb ist die Kunststofffüllung vorzuziehen, auch wenn sie nicht von der Krankenkasse übernommen wird.

Jedes Kind kostet einen Zahn

Wenn Sie jetzt schon Angst haben, dass Sie bald ein Zahnimplantat oder eine Brücke benötigen, kann ich Sie beruhigen - denn dieser Spruch ist zum Glück veraltet und es hat sich seitdem in der Entwicklung der Zahnmedizin viel getan.

Wer seine Zähne besonders gründlich pflegt und auf gesunde Ernährung achtet, wird auch während einer Schwangerschaft die Gesundheit der Zähne bewahren können und keinen Zahn einbüßen.

Mindestens zwei Zahnarztbesuche sollten während der Schwangerschaft eingeplant werden. Diese gehören genauso zur Vorsorge in der Schwangerschaft, wie die Besuche beim Frauenarzt. Mit diesen Tipps steht einer unbeschwerten Schwangerschaft nichts mehr im Weg - und Sie werden hoffentlich keine

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