Zahnersatz im Ausland - Alternative zur Zahnzusatzversicherung?

Autor: Sandra Waizmann - Expertin Zahnzusatzversicherung

Sandra Waizmann | Versicherungsfachfrau IHK

Die Werbung verspricht viel: ohne Zuzahlung, top Qualität.

Ist dieses Modell wirklich eine Alternative zur Zahnzusatzversicherung?

Hochwertiger Zahnersatz ist teuer! Wer keine Zahnzusatzversicherung abgeschlossen hat, der schluckt schon einmal, angesichts von Eigenleistungen in Höhe von 5000, 10000 oder gar 20000 Euro. Doch, ist billiger Zahnersatz aus dem Ausland wirklich eine gute Alternative? Wir haben versucht, das Thema kritisch von verschiedenen Seiten zu beleuchten.

Wer damit konfrontiert ist, für neue Kronen, Brücken, Inlays oder Implantate mehrere tausende Euro auf den Tisch zu legen, der macht sich zwangsläufig Gedanken über die Finanzierung dieser immensen Kosten. Wer sich einen Heil- und Kostenplan genauer ansieht, der stellt in der Regel fest, dass ein Großteil der entstehenden Zahnersatzkosten auf den Bereich der Material- und Laborkosten entfällt.

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Zahnersatz im Ausland

Viele Anbieter werben sowohl online als auch offline für Zahnersatz im Ausland, der dann quasi inklusive Urlaub trotzdem günstiger sein soll als die teure Qualitätsarbeit in Deutschland. Geworben wird für Zahnersatzbehandlungen z.B. in Polen, Tschechien oder Ungarn mit bis zu 50, 60 oder gar 70% Ersparnis gegenüber einer Zahnersatzbehandlung in Deutschland. Eine ganze Industrie ist mittlerweile darauf spezialisiert, All-Inklusive-Urlaube an den Mann zu bringen, Gebiss-Sanierung inklusive, versteht sich.  
 
Zunächst möchten wir erläutern, warum der im Ausland angebotene Zahnersatz so viel günstiger ist als in Deutschland.

Das liegt hauptsächlich an folgenden Faktoren:

  • In Ländern wir Polen, Tschechien, Ungarn oder auch außereuropäischen Ländern wie Thailand sind die Lohnkosten für die Anfertigung von Zahnersatzmaterialien im Regelfall deutlich günstiger als im "teuren" Deutschland
  • Auch die Kosten für Miete, Energie und die verwendeten Materialien sind im Regelfall günstiger als in Deutschland
  • Die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung werden auch für Behandlungen innerhalb der EU in voller Höhe problemlos erstattet
Zahnersatz im Ausland in Polen Ungarn & Tschechien
Doch der günstige Zahnersatz aus dem Ausland birgt auch Risiken und bringt Nachteile mit sich. Die Qualität von Zahnersatz, welcher im Ausland hergestellt und verarbeitet wurde, ist nicht immer sichergestellt. 

Mittlerweile gibt es die ersten relevanten Studien zum Thema Zahnersatz im Ausland, durchgeführt vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen in Rheinland Pfalz (MDK RLP). In einer ersten kleineren Studie aus dem Jahr 2004 kam der MDK zum Ergebnis, dass von 60 begutachteten Patienten weniger als ein Viertel (23%) der Probanden mit qualitativ gutem Zahnersatz versorgt worden waren. Fast die Hälfte aller begutachteten Brückenversorgungen wurden als mangelhaft bzw. erneuerungsbedürftig eingestuft. Der MDK führte diese Studien in den Jahren 2006 und 2007 in Kooperation mit der Universität Mainz fort und untersuchte insgesamt weitere 185 prothetische Versorgungen. Die negativen Eindrücke der Vorgängerstudie mussten von den Gutachtern des MDK leider bestätigt werden; so waren sogar über die Hälfte aller begutachteten Brückenkonstruktionen (53%) so mangelhaft, dass sie als erneuerungsbedürftig eingestuft werden mussten. 
 
Die Liste der beanstandeten Mängel war lang: Verunreinigungen, deutlich tastbare Kronenränder, Hyperbalancen oder fehlende Gegenbezahlung, parodontale Pfeilerzähne, Karies an Kronenrändern, u.a..
 
Zudem war festzustellen, dass viele der überprüften Versorgungen z.B. mit Kronen aus medizinischen Gesichtspunkten eigentlich gar nicht notwendig gewesen wäre. Von den 76 begutachteten Einzelkronen wurde nur bei zwei Stück eine wirkliche medizinische Notwendigkeit attestiert. Die restlichen 97% der neu angefertigten Kronen wurden wohl rein aus ästhetischen Gründen angefertigt und hätten aus rein medizinischer Sicht nicht wirklich sein müssen.
 
Ein weiteres Problem, über welches sich viele Patienten mit Auslandszahnersatz zunächst keine großen Gedanken machen, ist die Frage nach möglicherweise auftretenden Komplikationen oder notwendigen Nachbehandlungen. Nicht jeder Zahnersatz passt sofort auf Anhieb - so können schmerzhafte Druckstellen oder sogar Kiefergelenksprobleme auftreten. Für eine nachträgliche Anpassung des Zahnersatzes können möglicherweise erneute Reisekosten anfallen, die man im vorhinein nicht auf der Rechnung hatte. 
 
Deutsche Zahnärzte sind nachvollziehbarerweise nicht all zu begeistert, wenn Patienten mit schlecht gemachtem Auslandszahnersatz zur Nachbesserung in ihrer Deutschen Praxis auf der Matte stehen. Deutsche Zahnärzte können die Nachbesserung eines im Ausland gemachten Zahnersatzes sogar ablehnen, sofern es sich nicht um eine akute Notsituation handelt.
 
So verlockend es auch sein mag, Zahnersatz im Ausland wesentlich günstiger als in Deutschland zu bekommen - als echte Alternative zu einer guten Zahnzusatzversicherung sehen wir die Auslandsbehandlung in Polen, Tschechien oder Ungarn nicht unbedingt an. 
 
Man fühlt sich in der Regel deutlich wohler, wenn man sich bei "seinem" Zahnarzt in Deutschland behandeln lassen kann und auch für mögliche Komplikationen keine Probleme befürchten muss. Diese Sicherheit kann eine rechtzeitig abgeschlossene Zahnzusatzversicherung bieten. Schließen Sie also rechtzeitig (!) eine Zahnzusatzversicherung ab!
 
Wer keine Versicherung für Zahnersatz abgeschlossen hat und schon in der misslichen Lage ist, teure Zahnersatzbehandlungen zu benötigen, der sollte im Falle einer Auslandsbehandlung folgende Punkte beherzigen:

Zu beachten:

  • Lassen Sie sich einen detaillierten Heil- und Kostenplan in Deutschland aufstellen (auch vom Zahnlabor)
  • Holen Sie sich anhand dieses Kostenplanes mehrere Angebote von in Frage kommenden Zahnarztpraxen unterbreiten. Stellen Sie dem ausländischen Zahnarzt so viele Informationen zur Verfügung wie Sie haben (z.B. Kopien von Röntgenaufnahmen o.Ä.). Lassen Sie sich detaillierte Angebote unterbreiten, in denen die entstehenden Kosten genau aufgeschlüsselt werden. Lassen Sie danach den Kostenplan des ausländischen Zahnarztes ebenfalls von Ihrer Krankenkasse überprüfen
  • wählen Sie eine Zahnarztpraxis aus, wo Deutsch gesprochen wird
  • bestenfalls arbeitet der ausländische Zahnarzt mit Kooperationszahnärzten in Deutschland zusammen, die im Falle einer Nachbesserung konsultiert werden können
  • Lassen Sie sich vom ausländischen Zahnarzt eine sog. Konformitätserklärung ausstellen, in der die genauen verwendeten Materialien aufgeschlüsselt sind (bei Implantaten nennt sich dieses Dokument Implantatpass).

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